„Ressourcen für die regionale Kultur stärken: Kulturförderung in LEADER & Regionalmanagement Kultur“ Exkursion am 14. und 15. Oktober 2021 im Landkreis Reutlingen
Welchen Beitrag kann Kultur zur regionalen Entwicklung und innerhalb des LEADER-Prozesses leisten? Welche Strukturen braucht es, damit kulturelle Akteure das Zusammenleben in ländlichen Räumen mitgestalten können? Wie entstehen inspirierende Kulturprojekte, die die Region und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort in den Blick nehmen?
Diese und weitere Fragen diskutierten die Teilnehmenden im Rahmen eines zweitägigen Transferbesuchs.
Erfolgreiche Kulturförderung der LEADER-Region Mittlere Alb
Pia Münch, stellvertretende Vorsitzende der als Verein organisierten LEADER-Aktionsgruppe Mittlere Alb, und die Regionalmanager Elisabeth Markwardt und Hannes Bartholl stellten vor, wie sie Kulturprojekte auf der Schwäbischen Alb mit LEADER in der Förderperiode 2014-2022 unterstützt haben: Dazu gehörte die Förderung von Veranstaltungen und Angeboten sowie die Weiterentwicklung, Modernisierung oder Einrichtung von Institutionen. Sie waren sich einig: Ein LEADER-Projekt bedeutet viel Aufwand für den Projektträger. Oft ist es einfacher und unbürokratischer, kleine Projekte aus dem Regionalbudget zu fördern.
Basis für mehr: „Die Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“
Im Rahmen des TRAFO (Modelle für Kultur im Wandel. Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes)-Projekts „Die Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ lernten Politik und Verwaltung von 2015 bis 2021 die Herausforderungen der Kulturinstitutionen durch Austauschtreffen besser kennen. Zudem ließ sich die TRAFO-Förderung ab 2017 mit dem europäischen Förderinstrument LEADER verbinden. Es konnten fünf Kulturprojekte auf der Schwäbischen Alb realisiert und mit rund 615 000 Euro gefördert werden - zwei Drittel dieser Förderung kamen von LEADER.
„Die Zusammenarbeit mit TRAFO war für unsere Region ein großer Gewinn“, sagt LEADER-Managerin Elisabeth Markwardt. „Kulturschaffende hatten neben LEADER auch bei TRAFO Ansprechpartner und Beratung. Insbesondere die Weiterentwicklung von Institutionen konnte gefördert werden.“
Regionalmanagement stärkt die Kulturregion Reutlingen
Eine Folge des TRAFO-Projekts auf der Schwäbischen Alb ist das Pilotprojekt „Regionalmanager*in Kultur". Nach der Entwicklungsförderung durch TRAFO wird es nun vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur bis 2024 weitergefördert.
Antje Kochendörfer ist "Regionalmanagerin Kultur" des Landkreises Reutlingen. Sie stellte vor, wie sie die Kultur in der Region unterstützt, etwa mit der Online-Kulturplattform www.kultur-machen.de. Das Portal bietet Informationen zu Kunst und Kultur, kulturellen Ausflugszielen, Archivalien, Büchern und der Kulturförderung des Landkreises.
Mit der zweiten Auflage des „KULTUR.SOMMERS“ unterstützte der Landkreis unter anderem mit Mitteln aus dem Programm "NEUSTART KULTUR" der Bundesregierung in diesem Jahr 22 verschiedene Open-Air-Veranstaltungen und -Veranstaltungsreihen. Freischaffende Kulturakteure aus den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst, der kulturellen Bildungsarbeit sowie Vereine und Zusammenschlüsse erhielten so die Möglichkeit, wieder vor Live-Publikum aufzutreten. Zudem berät Antje Kochendörfer zu Fördermitteln und organisiert regelmäßige Kultur-Netzwerktreffen.
Im Rahmen des Transferbesuchs lernten die Teilnehmenden drei LEADER – teils in Kombination mit TRAFO – unterstützte Projekte kennen.
Die Kulturwerkstatt BT24, Foto: DVS
Austausch mit Edith Koschwitz, Betreiberin der Kulturwerkstatt BT24, Foto: LEADER Mittlere Alb
Aufführung des inklusiven Theaterstücks zur Historie der Tötungsanstalt Grafeneck, Foto: DVS
Podiumsgespräch mit der Theatergruppe, Foto: DVS
Open-Air-Spielstätte des Naturtheater Hayingen, Foto: DVS
Die Teilnehmer tauschen sich im Foyer des Theaters Reutlingen aus. Foto: DVS
Hierbleiben – Spuren nach Grafeneck
In der Tötungsanstalt Grafeneck, heute gelegen in der LEADER-Region Mittlere Alb, wurden im Jahr 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus systematisch zehntausende Menschen mit Behinderungen ermordet. Der Verein "Theater in der Tonne e.V. Reutlingen" setzt sich künstlerisch in einem Theaterstück mit der Historie auseinander.
Das inklusive Ensemble fuhr mit einem Bus voll Requisiten, Bühnenbild und Kunstobjekten 25 Orte an, aus denen 1940 Menschen nach Grafeneck deportiert wurden. Auf zentralen Plätzen führten sie das Stück von 2020 bis 2021 auf und kamen mit den Ortsansässigen über die Erinnerungen und den Umgang mit Menschen mit Behinderung ins Gespräch. Das LEADER-TRAFO-Projekt ist eine Gemeinschaftsinitiative von elf LEADER-Aktionsgruppen aus Baden-Württemberg.
Die Kulturwerkstatt BT24 befindet sich in einer ehemaligen Baracke des früheren Truppenübungsplatzes in Münsingen, dem sogenannten Albgut. Gründerin Edith Koschwitz bietet dort Ausstellungen, Veranstaltungen und künstlerische Workshops an.
Über LEADER und das Regionalbudget konnte sie bereits mehrere Projekte verwirklichen: Mit dem Projekt #kunstlandschaft bot sie regionalen Künstlern eine Plattform für den gemeinsamen Austausch und einen Ort für Präsentationen an. Um ihr Angebot zu erweitern, etwa durch Kunst-Workshops für junge Menschen, erhielt sie eine Förderung für eine technische Grundausstattung beispielsweise Fotodrucker, Scanner und Beamer.
Das Naturtheater Hayingen ist ein Traditionsbetrieb: 1949 wurde erstmalig ein Theaterstück auf der Bühne im Tiefental aufgeführt. In den Sommermonaten gibt es neben dem großen Volkstheaterspektakel auch ein Kinderstück sowie weitere Musik- und Comedy-Veranstaltungen. Als Amateurtheater lebt das Theater vom ehrenamtlichen Engagement der Hayinger Bürger.
In einem LEADER-TRAFO-Projekt wurden die Betriebsabläufe umstrukturiert und das Ehrenamt erhielt hauptamtliche Unterstützung im Bereich Verwaltung und Projektleitung. Zudem wurde mit dem „Spielclub_inklusiv“ ein neues Begegnungsformat für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen. In Theater-Kreativ-Werkstätten kommen Interessierte zusammen und kümmern sich um Requisite, Kostüm, Bühne und Technik.
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